Die Aluhüte: Zeitgemäßer, undogmatischer Datenschutz und kritische Begleitung von Post-Privacy-Apologeten

Während der letzten Monate hat die sogenannte Post-Privacy-Bewegung für einige Kontroversen im Netz und unter Bürgern und Netzpolitikern gesorgt. Die Anhänger dieser Philosophie gaben sich – als ironische Antwort auf eine abfällige Äußerung über „Post-Privacy-Spackos“ von Konstanze Kurz – die Bezeichnung „Spackeria“. Mit ihren medialen Auftritten und provokanten Äußerungen zum Thema Privatsphäre und Datenschutz, hat die Spackeria eine Menge Staub aufgewirbelt und sich viele Feinde gemacht.

Im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen der Spackeria und ihren Gegnern verließen einige Beteiligte die Grenzen einer sachlichen Diskussion und warfen mit Beleidigungen und Drohungen um sich. Unter anderem wurde den bei der Spackeria engagierten Piraten unterstellt, die Werte und Ziele der Partei zu „verraten“ und es wurden vereinzelt sogar Ordnungsverfahren oder der Parteiausschluss gefordert.

Diese Art des Umgangs mit kontroversen Ansichten ist zwar bequem und mag einigen Menschen durchaus Vergnügen bereiten, doch mit Polemik und hasserfüllten Anfeindungen kommt man auf Dauer nicht weiter. Darum wurde immer wieder eine rationale und sachliche, statt einer emotionsgeladenen und personalisierten Auseinandersetzung mit dem Thema angemahnt.

So kam die Idee auf, dass man sich ebenfalls organisieren sollte, um mit vernünftigen Argumenten und kreativen Aktionen darauf aufmerksam zu machen, dass Datenschutz und  Privatsphäre wichtig und alles andere als „sowas von eighties“ sind.

Die Initialzündung war daraufhin eine Mail am 13.5.2011 mit dem Betreff „Datenschützer vereinigt euch!“ auf einer Piraten-Mailingliste. Darin wurde dazu aufgerufen, sich endlich wieder ernsthaft und in vernünftigem Ton mit dem Thema Datenschutz im Allgemeinen und den Argumenten der Spackeria im Speziellen auseinanderzusetzen.

Warum ausgerechnet „Aluhüte“?

Die Suche nach einem geeigneten Namen für unsere Diskussionsrunde gestaltete sich zunächst recht zeitaufwändig, bis ein der Spackeria nicht abgeneigter Blogger uns diese Arbeit mit einem Artikel aus der Hand nahm, so dass auch wir jetzt den Hut tragen, der uns von einem Kritiker aufgesetzt wurde.

Die Aluhüte sind keine Anti-Spackeria-Gruppierung, sondern wir möchten uns mit ihren Ansichten kritisch auseinandersetzen, wobei an oberster Stelle steht, dass dies auf sachliche Art und Weise – ohne persönliche Angriffe und Herabsetzungen – geschieht.

Wir halten nichts von stumpfem Bashing, sondern sind für konstruktive Kritik und wollen aufzeigen, warum allumfassende Post-Privacy nicht erstrebenswert ist. Wir möchten die Nutzung von Google, Apple, Facebook und ähnlichen „Datenkraken“ nicht verteufeln, sondern darlegen wie man sie zeitgemäß und datensparsam für sich nutzt – oder ob und warum man besser ganz auf sie verzichtet. Auch ist es uns ein besonderes Anliegen, in Zeiten staatlicher und kommerzieller Überwachungsphantasien und wachsender Datengier (Vorratsdatenspeicherung, Zensus, INDECT usw.) für Privacy zu werben und diese Themen wieder verstärkt in die Gesellschaft zu tragen.

Wir möchten hier unsere eigenen Gedanken in eine Debatte einwerfen, denn wir sind der Meinung, dass diese Debatte offen weitergeführt werden muss.

Jeder Interessierte ist herzlich zur Mitarbeit eingeladen!
Scheut nicht davor zurück Kommentare zu hinterlassen und euch an den Diskussionen in unserem Chat  zu beteiligen. Anregungen, Kritik oder Fragen können auch per Mail an aluhuete {at} googlemail {punkt} com geschickt werden und werden zeitnah beantwortet.

Wer mag, kann auch gerne einen Gastbeitrag verfassen, um ihn (sofern thematisch halbwegs passend) in diesem Blog veröffentlichen zu lassen.

Die Aluhüte
– Datenschutzfreundliche Paranoia.

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11 Antworten zu Die Aluhüte: Zeitgemäßer, undogmatischer Datenschutz und kritische Begleitung von Post-Privacy-Apologeten

  1. Ursula von den Laien schreibt:

    at googlemail.com?

    EPIC!

    • Sleeksorrow schreibt:

      at googlemail.com find ich auch echt klasse. Damit zeigt ihr schon, daß ihr nicht einfach nur „dagegen“ seid, keine Opposition der Opposition Willen. *thumbs up*

      • Ursula von den Laien schreibt:

        Nein. Das ist entweder fahrlässig oder uninformiert.

        Um pauschales Google-Bashing (oder eben nicht) geht’s mir dabei nicht. War aber auch nicht böse gemeint. 😉

        Disclosure: Ich habe auch Google-Accounts.

  2. tante schreibt:

    Ich freue mich auf Eure Denkanstöße!

  3. steto123 schreibt:

    Interessant ist es schon, das thema Post-Privacy.
    Mal ganz ehrlich, angesichts Web 2.0, sozialer Netze, aber auch VDS und INDECT ist doch Datenschutz heute eine Gratwanderung zwischen privacy und post- privacy. Und ist es nicht auch ein Stück individuelle Freiheit, auf welcher Seite der dünnen Linie man sich bewegt?

    • Ursula von den Laien schreibt:

      Nun, der Datenschutz soll auch dazu dienen, ebendiese freie Wahl zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

      Bei vielen Diensten (und in zunehmendem Maße auch Geräten) hat man wenig bis keine Kontrolle über die Weitergabe oder Verwendung seiner Daten, insbesondere auch jener, die man nicht absichtlich preisgibt, sondern die lediglich durch die Nutzung dieser Dienste oder Geräte entstehen bzw. übermittelt werden. Vielen Nutzern scheint dies nicht einmal bewußt zu sein, andere „müssen“ es zähneknirschend inkauf nehmen. Auch der vielbeschworene „Markt“ regelt hier — häufig aufgrund der Monopolstellung einiger Anbieter, aber auch aufgrund der Unkenntnis bzw. mangelnder Aufklärung vieler Kunden — wenig.

  4. steto123 schreibt:

    ACK

    Dann ist der erste Punkt wohl der, dass man etwas gegen unbewusste Datenfreigabe unternehmen sollte, oder? Denn du hast sicher Recht, jeder sollte wissen, welche Daten er preis gibt und ob er das bei der Benutzung von Diensten/Geräte auch wieder abstellen kann. Ohne dieses Wissen ist imho eine freie Entscheidung über die Verwendung der eigenen Daten nicht möglich.
    Hab ich Dich da richtig verstanden?

    • Ursula von den Laien schreibt:

      Yep. Aber selbst bei Kenntnis ist eine wirklich freie Entscheidung häufig nicht möglich (ähnlich der SCHUFA-Klausel von Banken und — etwas neuer — diversen Telekommunikations- und anderen Versorgungsunternehmen).

      Zweitens entstehen viele Daten einfach zwangsläufig (vgl. VDS), sodaß deren Verwendung reguliert bzw. reglementiert werden muß, mal ganz abgesehen vom Schutz vor dem Zugriff durch Dritte (was auch in den Bereich Security fällt).

      Drittens sind auch regelmäßig Personen betroffen, die gar nicht Vertragspartner des Diensteanbieters sind, also kaum oder keinen direkten Einfluß auf die Erhebung oder Verwendung von sie betreffenden Daten nehmen können.

      Als Beispiel seien hier nur mal deine Facebook- oder Google-Kontakte genannt, ähnliches gilt aber auch bei gemeinsamener Nutzung von Diensten, Geräten oder Anschlüssen.
      Kannst Constanze Kurz ja mal ’ne E-Mail von ’nem Google-Mail-Account schicken… 😉

      Ein wesentlicher Bestandteil des Datenschutzes ist die Zweckbindung (konterkariert allein schon durch den Begriff „Vorratsdatenspeicherung“), die die Spackeria meinem Eindruck nach verneint oder gar nicht erst in Betracht zieht.

      Medienkompetenz in Bezug auf die fahrlässige Veröffentlichung zu vieler persönlicher Daten (oder etwa Informationen über andere, gegen die die Betroffenen auch nicht immer vorgehen können) ist ein weiteres Thema.

  5. westernworld schreibt:

    ich bin mir manchmal nicht sicher ob die angemessenste form der reaktion auf herrn seemann und konsorten nicht einfach prügel sind.

  6. Pingback: Aktuelles 25. Mai 2011

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